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Der Reisepass ist weg und das Sparbuch ist leer






Am nä chsten Morgen wurde ich frü h wach. Es roch nach Kaffee. Ich ging in die Kü che.

„Sie ist noch immer nicht da", sagte die Mama. Und dann fragte sie: „Weiß t du, wo der Reisepass von der Ilse ist? " „Natü rlich", sagte ich, lief ins Wohnzimmer und kramte in den Schubladen des Sekretä rs herum und wunderte mich, wie scheinheilig ich mich benehmen konnte. Vor genau dreiundzwanzig Stunden war ich ins Wohnzimmer geschli­chen, hatte den Pass aus der mittleren Lade geholt und der Ilse gegeben.

Die Mama war hinter mir hergekommen. Sie sagte: „Da ist er eben nicht! "

„Dann hat sie ihn halt mitgenommen", rief der Kurt aus»dem Schlafzimmer.

„Halt mitgenommen, halt mitgenommen! ", rief die Mama.Sie lief im Wohnzimmer auf und ab. „Weiß t du, was das heiß t? "

Der Kurt kam aus dem Schlafzimmer heraus. Seine Haare waren verstruwwelt, er sah recht unglü cklich aus.

„Sie ist ins Ausland", kreischte die Mama. „In die Tü rkei oder was weiß ich wohin! "

Ich stand neben dem Kurt. Ich hö rte genau, wie er „blö de Gans" murmelte. Er merkte, dass ich es gehö rt hatte, und schaute mich erschrocken an. Ich lä chelte ihm zu.

„Wie viel Geld hat sie eigentlich? ", fragte der Kurt.

„Keines", rief die Mama. „Ich habe ihr doch das Taschengeld gestrichen! "

„Aber sie hat doch ein Sparbuch", sagte der Kurt.

Die Mama riss die unterste Lade vom Sekretä r auf. Sie zog das Sparbuch von der Ilse heraus. „Nein, nein", sagte sie erleichtert, „da ist es ja, da ist es ja..." Doch dann blä tterte sie im Sparbuch und wurde weiß im Gesicht und ihre Hä nde zitterten. „Alles abgehoben", murmelte sie. „Gestern abgehoben! "

Der Kurt wollte wissen, wie viel Geld auf dem Sparbuch gewesen sei.

„Zwö lftausend", stö hnte die Mama.

„Zwö lftausend? " Der Kurt staunte mä chtig.

„Natü rlich", rief die Mama. „Das ist doch das Geld, das sie jahrelang von den Groß eltern und den Tanten und Onkeln bekommen hat! "

Jetzt weinte die Mama wieder. „Sogar das Geld von der Taufe ist dabei! "

„Von der Taufe? " Der Kurt machte ein Gesicht, als ob ihm ein Geist erschienen wä re. „Und wieso", fragte er, „kann sie sich dann keinen Zottelpelz kaufen und keine hellblauen Skischuhe, wenn sie so viel Geld hat? "

„Weil sie so einen Irrsinn nicht braucht", rief die Mama. Und dann wollte sie zur Polizei gehen. Der Kurt war dage­gen. Sie solle vorher den Papa anrufen, meinte er. Und die Oma. Vielleicht sei die Ilse bei einem von ihnen.

Die Mama rief: „Lä cherlich! Wä re sie zur Oma, hä tte sie das Geld nicht abgehoben! Und wä re sie zu ihrem Vater, hä tte der lä ngst angerufen. Meinst, der will sie? Glaubst, der braucht sie? "

Die Mama schnauzte sich und wischte die verschmierte Wimperntusche von den Augen. „Dem sind seine Tö chter doch vö llig schnuppe."

„Halt den Mund", sagte der Kurt. Er schü ttelte den Kopf und deutete auf mich. Wahrscheinlich wollte er der Mama sagen, dass man vor Kindern nicht so ü ber ihre Vä ter redet. Ich setzte mich aufs Fensterbrett und schaute in den Hof hinunter.

Die Mama begriff, was der Kurt gemeint hatte. Sie stotterte: „Aber nein, so habe ich es nicht gemeint. Ich meine ja nur, also, natü rlich mag er seine Tö chter, ist ja klar."

Solche Reden gehen mir unheimlich auf die Nerven. Mir braucht keiner zu sagen, wer mich gern hat. Ich glaube es sowieso nicht.

 


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