Ñòóäîïåäèÿ

Ãëàâíàÿ ñòðàíèöà Ñëó÷àéíàÿ ñòðàíèöà

ÊÀÒÅÃÎÐÈÈ:

ÀâòîìîáèëèÀñòðîíîìèÿÁèîëîãèÿÃåîãðàôèÿÄîì è ñàäÄðóãèå ÿçûêèÄðóãîåÈíôîðìàòèêàÈñòîðèÿÊóëüòóðàËèòåðàòóðàËîãèêàÌàòåìàòèêàÌåäèöèíàÌåòàëëóðãèÿÌåõàíèêàÎáðàçîâàíèåÎõðàíà òðóäàÏåäàãîãèêàÏîëèòèêàÏðàâîÏñèõîëîãèÿÐåëèãèÿÐèòîðèêàÑîöèîëîãèÿÑïîðòÑòðîèòåëüñòâîÒåõíîëîãèÿÒóðèçìÔèçèêàÔèëîñîôèÿÔèíàíñûÕèìèÿ×åð÷åíèåÝêîëîãèÿÝêîíîìèêàÝëåêòðîíèêà






Zwei Ohrfeigen, viel Geheul und ein Karpfen






 

 

 

': ■ ■ Der Alibaba riss mich aus meinen Gedanken.

„Gehst du allein hin oder soll ich dich begleiten? "

„Wohin? ", fragte ich. Dabei wusste ich ganz genau, was et meinte.

„Zur GOLDENEN GANS natü rlich! "

Ich hatte schon nicht zum Herbert Plank gewollt! Ich hat­te auch nicht zum Getupften gewollt! Und zur GOLDENEN GANS wollte ich erst recht nicht. Was sollte ich denn dort? Und der rote BMW stand ja angeblich nicht mehr vor der Tü r! Mir reichte es! Ich glaube, ich wollte einfach nicht noch mehr von meiner Schwester erfahren. Das passte ja alles nicht zu der Ilse, die ich kannte. Das war eine fremde Ilse! Die wollte ich nicht kennen lernen!

 

„Also, was ist? ", forschte der Alibaba. „Die Rü ckertgasse ist

gleich dahinten." Er zeigte zum Park hin. „Wir kö nnten den Schuppen ja einmal besichtigen! "

Ich wagte nicht zu widersprechen. Brav marschierte ich neben ihm zur GOLDENEN GANS. Ich hatte angenommen, dass der Alibaba bloß das Haus - von auß en – besichtigen wollte. Aber er marschierte auf die Restauranttü r zu, riss sie auf und betrat das Lokal. Mir blieb nichts anderes ü brig, als ihm zu folgen.

Bloß an zwei Tischen saß en Gä ste. Wir setzten uns an einen Tisch hinter einem Fenster. Eine Kellnerin kam und fragte nach unseren Wü nschen. Ich wusste nicht recht, was ich mir wü nschen sollte.

Ich sagte zum Alibaba: „Ich nehme dasselbe wie du! "

„Dann zweimal Wü rstel mit Senf, zweimal Kirschtorte und zweimal einen halben Liter Apfelsaft", bestellte der Alibaba. Die Kellnerin ging weg, ich flü sterte dem Alibaba zu: „Aber so viel Geld habe ich nicht! "

„Du bist eingeladen", sagte der Alibaba groß zü gig. Ich wollte mich bedanken, doch dazu kam ich nicht, denn die Tü r ging wieder auf und ein Mann, doppelt so groß und doppelt so dick wie der Alibaba, also so groß und so dick wie ein Grizzlybä r, kam zur Tü r herein. Hinter ihm her ein riesiger Hund.

Der Mann hatte eine blaue Wollmü tze auf dem Kopf, eine Schü rze vor dem Bauch und Holzschuhe an den Fü ß en. Ich kann das Alter von erwachsenen Leuten schwer schä tzen, aber dass der Mann ä lter als mein Vater war, war ich mir sicher. Aber die Kellnerin sagte zu ihm: „Grü ß Gott, Herr Chef! "

Und die Leute, die bei dem einen Tisch saß en, riefen: „Da kommt ja der Wirt! He Wirt, wie wä re es mit einem schnel­len Kartenspiel? "

Der Wirt nahm seine blaue Wollmü tze vom Kopf. „Keine Zeit, Leute", sagte er. „Ich muss gleich wieder losfahren! " „Du, Alibaba", sagte ich leise. „Dass meine Schwester mit dem alten Halbaffen eine Liebschaft gehabt hat, ist unmö g­lich! "

„Nichts ist unmö glich", flü sterte der Alibaba.

Ich hob die rotweiß karierten Vorhä nge vom Fenster ein wenig hoch.

„Und ein roter BMW steht auch nicht da", sagte ich.

Der Alibaba schaute auch aus dem Fenster. „Hast Recht", sagte er.

„Von dem, was uns der Getupfte erzä hlt hat", sagte ich, „stimmt nur der Hund! "

 

Aber der Alibaba war sich sicher, dass der Getupfte nicht gelogen hatte. Er griff nach meiner Hand. „Irgendwie lä sst sich jedes Rä tsel lö sen", sagte er. „Wir kommen schon noch dahinter! " Und dann brachte die Kellnerin die Apfelsä fte und die Wü rstel und die Torten und der Alibaba sagte zu mir, ich solle schnell essen, weil wir ins Kino gehen. Dort sei er mit dem Nikolaus verabredet. Er schien nicht den ge­ringsten Zweifel daran zu haben, dass ich ins Kino wollte. „Ich muss heim", sagte ich.

Er lachte mich aus. „Was heiß t da mü ssen? "

Weil ich mir nicht schon wieder anhö ren wollte, dass man sich von den Eltern nichts verbieten lassen darf, sagte ich: „Ich geh gar nicht gern ins Kino! "

Ja, gibt es denn so etwas? ", staunte der Alibaba und stopfte Wü rstel und nachher Torte in sich hinein und spü lte Apfel­saft nach. „Zahlen! ", rief er dann, und die Kellnerin kam, und er gab ihr mehr Geld, als ich in einem Monat Taschen­geld bekomme.

 

„Begleite mich wenigstens bis zum Kino", sagte er, als wir aus der GOLDENEN GANS auf die Straß e traten.

Ich schaute auf die Uhr. Es war Viertel nach fü nf. Ich bekam einen Schreck. Ich hä tte schon um fü nf Uhr wieder daheim sein sollen. Aber ich wollte dem Alibaba nicht erzä hlen, wie das mit der Mama und der Amtsrä tin und der Pü nkt­lichkeit war. So einer hat dafü r kein Verstä ndnis. Und ich dachte mir auch: Na gut! Jetzt komme ich sowieso schon zu spä t, jetzt gibt es sowieso schon einen Krach! Also kann ich ihn auch noch zum Kino begleiten!

Vor dem Kino war nicht nur der Nikolaus. Es war auch sein kleiner Bruder da. Und aus meiner Klasse drei Kinder. Sie haben alle gesagt, dass ich doch ins Kino mitkommen soll. Und der Alibaba ging zur Kinokasse und kaufte eine Karte fü r mich. Und der Nikolaus sagte, es sei „super", dass ich mitgekommen sei. Und die drei Kinder aus meiner Klasse freuten sich auch, dass ich da war. Und sie waren alle so lustig. Und ich wollte einfach bei ihnen bleiben! Zwischen ihnen stehend, kam es mir auf einmal ganz normal vor, ins Kino zu gehen, ohne vorher daheim Bescheid zu sagen.

Nach dem Kino bin ich dann sofort nach Hause gelaufen, was mir gar nicht so leicht fiel, weil die anderen noch vor dem Kino herumstanden und redeten.

 

Als ich zu Hause angekeucht kam, gab es den ersten Krach. Die Mama war ziemlich hysterisch. „Um fü nf hä ttest du daheim sein sollen", schrie sie. „Weiß t du, wie spä t es jetzt ist? "

„Zehn Minuten nach acht Uhr", sagte ich und bekam dafü r die erste Ohrfeige.

„Schlag sie nicht, es lohnt nicht", sagte die Amtsrä tin.

„Wo warst du? ", schrie mich die Mama an.

„Im Nachmittagsturnen", sagte ich, „es hat lä nger gedau­ert! "

„Sie ist genauso verlogen wie ihre Schwester", sagte die Amtsrä tin und die Mama gab mir die zweite Ohrfeige.

Ich musste an den Alibaba denken und an das, was er von den Eltern gesagt hatte. Ich dachte: Alibaba, wenn du mei­ne Mutter sehen kö nntest, wü rdest du nicht mehr glauben, dass Eltern bloß Papiertiger sind!

„Also, wo warst du? ", brü llte meine Mutter. Ich gab ihr keine Antwort. Wenn man zwei Ohrfeigen bekommen hat, kann man auch eine dritte aushalten.Aber die Mama schlug nicht mehr zu. Sie fing zu weinen an. „Nimm dich zusammen", sagte die Amtsrä tin zur Mama.

Jetzt fä ngt sie auch schon an, jetzt geht es bei ihr auch schon los! " Unter viel Geheul stieß die Mama das hervor. Ich war erstaunt, weil ich merkte, dass mir die Mama nicht Leid tat. Bisher hatte sie mir immer Leid getan, wenn ich sie weinen sah.

 

Ich ging in mein Zimmer. Ich hatte noch Hausaufgaben zu machen. Kaum saß ich am Schreibtisch, kam die Mama her­ein. Sie fing wieder von vorne an: wo ich war, dass ich sofort sagen soll, wo ich war, und dass mir etwas ganz Fü rchterliches passieren wird, wenn ich es nicht sage. Und ich solle nur ja nicht glauben, tun zu kö nnen, was ich wolle! Und dann schrie sie noch, dass ich in meinem Zimmer bleiben mü sse. Und kein Wort redet sie mehr mit mir! Und zum Geburtstag werde ich auch nichts von ihr bekommen! Als die Mama endlich aus dem Zimmer gegangen war, kam der Oliver herein.

„Wo warst du denn wirklich? ", fragte er.

„Im Kino", sagte ich.

„Nimmst mich das nä chste Mal mit? ", fragte er. Ich nickte.

Die Zimmertü r ging wieder auf. Die Amtsrä tin schaute herein.

„Oliver, komm sofort heraus", rief sie.

Der Oliver wollte nicht. Sie kam ins Zimmer und packte ihn.

Er wehrte sich, aber sie war stä rker. Sie trug den strampeln­den Oliver einfach aus dem Zimmer. „Aber das nä chste Mal nimmt sie mich mit! ", rief der Oliver. „Wohin nimmt sie dich mit? ", fragte die Amtsrä tin den Oli­ver und ließ ihn los.

„Sag ich dir doch nicht! ", rief der Oliver, duckte sich und rannte, an der Amtsrä tin vorbei, aufs Klo. Dort sperrte er sich ein und die Alte stand eine halbe Stunde vor der Klotü r und klopfte und drohte und lockte, bis der Oliver dann endlich herauskam.

Kurz nachher kam der Kurt heim. Ich hö rte die Amtsrä tin zu ihm sagen: „Na endlich! Das Essen wird ja kalt! "

Dann, glaube ich, schaute er in die Kü che hinein, wo die Mama war.

„Was Neues? ", fragte er in dem gewissen Trauerton, in dem seit dem Verschwinden der Ilse bei uns zu Hause immer nach „etwas Neuem" gefragt wird.

„Nein, gar nichts", antwortete die Mama mit Trä nenstimme und darauf fragte der Kurt: „Was ist denn? Hat sich die Polizei..."

Die Amtsrä tin unterbrach ihn: „Die Polizei schlä ft und schreibt Strafzettel aus, da rü hrt sich nichts! Aber die Erika..."

„Was ist mit der Erika? ", fragte der Kurt.

Und der Oliver rief: „Sie hat sie gehauen, ganz fest gehau­en! "

„Wer hat wen gehauen? ", fragte der Kurt.

„Die Mama die Erika", rief der Oliver. „Ich mag sie nimmer, wenn sie die Erika haut! "

„Wie sprichst du denn ü ber deine Mutter! ", rief die Amtsrä tin. „Halt sofort den Mund! "

Der Oliver machte „bä ä ä h". Die Mama rief: „Benimm dich, Oliver! "

Und die Tatjana schrie: „Papa, ich will auf deinen Schultern reiten! "

 

Eine Zeitlang war dann vor meiner Tü r so ein Geschrei und ein Gebrü ll, dass ich kaum ein Wort verstehen konnte. Am lautesten brü llte die Tatjana. Wie ich nachher erfahren habe, wollte sie dem Kurt auf die Schultern klettern und stü rzte dabei auf halber Hö he ab und fiel auf den Oliver. Schließ lich ging das Geschrei und Gebrü ll in Tatjana-Beru­higungsgemurmel ü ber und die Stimmen entfernten sich von meiner Tü r.

Ich legte mich auf mein Bett und starrte Lö cher in die Luft. Ich versuchte, mir etwas Angenehmes vorzustellen, doch es gelang mir nicht. Dann kam der Kurt zu mir ins Zimmer. Ich solle doch essen kommen, sagte er. Ich schü ttelte den Kopf. Ich wollte wirklich nicht. Ich hatte keine Lust, die Gesichter der Mama und der Amtsrä tin zu sehen.

„Wenn sie nicht will, soll sie es bleiben lassen", rief die Mama aus der Kü che.

„Komm, mir zuliebe", sagte der Kurt. Der Kurt hat mich noch nie um etwas gebeten und ich wollte gerade aufste­hen und mit ihm ins Wohnzimmer gehen, da schaute die Mama zur offenen Tü r herein und rief: „So lass sie doch! Die Dame ist eben beleidigt! Ist ja auch unerhö rt, wenn ich wissen will, wo sie sich herumtreibt! "

„Ich bitte dich! ", seufzte der Kurt und schaute die Mama verzweifelt an.

„Was heiß t da, ich bitte dich! ", rief die Mama. „Soll ich viel­leicht seelenruhig zuschauen, wie sie sich herumtreibt und..."

„Und was, bitte? ", fragte der Kurt.

Bevor die Mama antworten konnte, war die Amtsrä tin da. „Kurt! ", zischte sie. „Ich finde, du benimmst dich grotesk! Alles hat seine Grenzen! "

„Alles hat wirklich seine Grenzen", rief der Kurt - und: „Ihr geht mir auf die Nerven! "

Die Amtsrä tin schnappte nach Luft wie der Karpfen beim Fischhä ndler, bevor ihm der Fischhä ndler eins ü ber den Schä del gibt. Die Mama fing wieder zu weinen an. Der Oliver tauchte hinter der Amtsrä tin auf und rief: „Sie war doch nur im Kino! Und das nä chste Mal nimmt sie mich mit! "

Der Oliver wollte mich garantiert nicht verraten. Er ist noch zu klein, um den Mund zu halten und ein Geheimnis nicht weiterzuerzä hlen.

„Du warst im Kino? ", fragte mich der Kurt. Ich nickte. Er griff in seine Hosentasche und holte Geld heraus. „Kino ist teuer", sagte er und reichte mir einen Geldschein.

Jetzt schaute die Amtsrä tin drein wie ein Karpfen, nachdem ihm der Fischhä ndler eins ü ber den Schä del gegeben hat. Wie die Mama dreinschaute, kann ich nicht sagen. Die drehte sich nä mlich um und verließ das Zimmer.

„Ich will auch Geld", sagte der Oliver zum Kurt.

„Wenn du ins Kino gehst, bekommst du auch Geld", ver­sprach der Kurt dem Oliver und zu mir sagte er: „So und jetzt gehen wir essen, wir werden uns doch den Appetit nicht verderben lassen! "

Ich hatte zwar noch immer keine Lust auf die Gesichter der Mama und der Amtsrä tin, doch ich wollte den Kurt nicht enttä uschen.

Die Mama und die Amtsrä tin hockten am Esstisch und machten total vergrä mte Gesichter. Der Kurt tat, als wä re gar nichts vorgefallen. Er redete mit mir und dem Oliver und der Tatjana. Hin und wieder fragte er auch die Mama etwas; vö llig nebensä chliche Sachen. Die Mama antwortete bloß mit „ja" oder „nein". Doch dann fragte der Kurt etwas, worauf man nicht mit ja oder nein antworten konnte. Da gab die Mama gar keine Antwort.

„Sie scheint bö se mit mir zu sein", sagte der Kurt zum Oliver und grinste.

„Warum ist sie bö se? ", fragte die Tatjana.

„Weiß ich doch nicht", sagte der Kurt. „Bin mir keiner Schuld bewusst! "

„Mama, warum bist du bö se mit dem Papa? ", fragte die Tatjana.

„Ich bin nicht bö se mit ihm", sagte die Mama zur Tatjana und der Oliver sagte zum Kurt: „Sie sagt, sie ist nicht bö se mit dir! "

Und da sagte der Kurt zu mir: „Oh, bin ich froh! Sie ist gar nicht bö se mit mir! "

Es war ein total affiges Gesprä ch. Die Mama kam sich ver­hö hnt vor. Sie schob den Teller weg und stand auf. „Da vergeht einem der letzte Appetit", sagte sie und verließ das Wohnzimmer.

 

 


Ïîäåëèòüñÿ ñ äðóçüÿìè:

mylektsii.su - Ìîè Ëåêöèè - 2015-2024 ãîä. (0.013 ñåê.)Âñå ìàòåðèàëû ïðåäñòàâëåííûå íà ñàéòå èñêëþ÷èòåëüíî ñ öåëüþ îçíàêîìëåíèÿ ÷èòàòåëÿìè è íå ïðåñëåäóþò êîììåð÷åñêèõ öåëåé èëè íàðóøåíèå àâòîðñêèõ ïðàâ Ïîæàëîâàòüñÿ íà ìàòåðèàë