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Peter Bichsel






AMERIKA GIBT ES NICHT (Америки не существует)

 

Ich habe die Geschichte (история) von einem Mann, der Geschichten erzä hlt. Ich habe ihm mehrmals (много раз) gesagt, dass ich seine Geschichte nicht glaube (не верю).

«Sie lü gen (вы лжете)», habe ich gesagt, «Sie schwindeln (врете), Sie phantasieren (выдумываете, фантазируете), Sie betrü gen (обманываете).»

Das beeindruckte ihn nicht (это его не впечатляло). Er erzä hlte ruhig weiter (спокойно дальше), und als ich rief (воскликнул: rufen): «Sie Lü gner (лжец), Sie Schwindler (обманщик), Sie Phantast (фантазер), Sie Betrü ger (обманщик, мошенник)!», da schaute er mich lange an (долго смотрел на меня: anschauen), schü ttelte den Kopf (качал головой), lä chelte traurig (печально улыбался) und sagte dann so leise (так тихо), dass ich mich fast schä mte (мне почти было стыдно): «Amerika gibt es nicht.»

Ich versprach (обещал: versprechen) ihm, um ihn zu trö sten (чтобы его успокоить), seine Geschichte aufzuschreiben (записать):

 

Ich habe die Geschichte von einem Mann, der Geschichten erzä hlt. Ich habe ihm mehrmals gesagt, dass ich seine Geschichte nicht glaube.

«Sie lü gen», habe ich gesagt, «Sie schwindeln, Sie phantasieren, Sie betrü gen.»

Das beeindruckte ihn nicht. Er erzä hlte ruhig weiter, und als ich rief: «Sie Lü gner, Sie Schwindler, Sie Phantast, Sie Betrü ger!», da schaute er mich lange an, schü ttelte den Kopf, lä chelte traurig und sagte dann so leise, dass ich mich fast schä mte: «Amerika gibt es nicht.»

Ich versprach ihm, um ihn zu trö sten, seine Geschichte aufzuschreiben:

 

Sie beginnt (начинается) vor fü nfhundert Jahren (500 лет назад) am Hofe (при дворе) eines Kö nigs (одного короля), des Kö nigs von Spanien (Испания). Ein Palast (дворец), Seide (шелк) und Samt (бархат), Gold (золото), Silber (серебро), Bä rte (бороды), Kronen (короны), Diener (слуги) und Mä gde (служанки); Hö flinge (придворные), die sich im Morgengrauen (в утренние сумерки) gegenseitig (друг другу) die Degen (шпаги) in die Bä uche rennen (в животы всаживают), die sich am Abend zuvor den Fehdehandschuh vor die Fü ß e geschmissen haben (которые вечером накануне вызвали друг друга на дуэль: die Fehde – вражда, der Handschuh – перчатка, der Fuß – нога, schmeiß en – бросать). Auf dem Turm (на башне) fanfarenblasende Wä chter (трубящие в фанфары часовые). Und Boten (курьеры), die vom Pferd springen (которые спрыгивают с лошади), und Boten, die sich in den Sattel werfen (вскакивают в седло), Freunde des Kö nigs (друзья короля) und falsche Freunde (неверные друзья), Frauen, schö ne und gefä hrliche (красивые и опасные), und Wein (вино) und um den Palast herum Leute (а вокруг дворца люди), die nichts anderes wussten (не знали ничего другого), als all das zu bezahlen (как все это оплачивать).

Aber auch der Kö nig wusste nichts anderes, als so zu leben (как жить так), und wie man auch lebt (как бы человек ни жил), ob in Saus und Braus (в роскоши) oder Armut (бедности), ob in Madrid, Barcelona oder irgendwo (где-нибудь), am Ende (в конце концов) ist es doch tä glich dasselbe (каждый день одно и то же), und man langweilt sich (скучает). So stellen sich die Leute, die irgendwo wohnen, Barcelona schö n vor (так, люди, живущие где-нибудь, думают, что в Барселоне красиво: sich vorstellen – представлять себе), und die Leute von Barcelona mö chten nach irgendwo reisen (поехать путешествовать куда-нибудь).

Die Armen (бедняки) stellen es sich schö n vor, wie der Kö nig zu leben, und leiden darunter (страдают от того), dass der Kö nig glaubt, arm sein sei fü r die Armen das richtige (что бедняки должны быть бедными: быть бедным для бедных правильно).

 

Jemandem den Fehdehandschuh vor die Fü ß e werfen – вызывать к-либо на поединок

den Fehdehandschuh aufheben – принимать вызов

in Saus und Braus – прожигать жизнь в свое удовольствие; жить в роскоши

 

Sie beginnt vor fü nfhundert Jahren am Hofe eines Kö nigs, des Kö nigs von Spanien. Ein Palast, Seide und Samt, Gold, Silber, Bä rte, Kronen, Diener und Mä gde; Hö flinge, die sich im Morgengrauen gegenseitig die Degen in die Bä uche rennen, die sich am Abend zuvor den Fehdehandschuh vor die Fü ß e geschmissen haben. Auf dem Turm fanfarenblasende Wä chter. Und Boten, die vom Pferd springen, und Boten, die sich in den Sattel werfen, Freunde des

Kö nigs und falsche Freunde, Frauen, schö ne und gefä hrliche, und Wein und um den Palast herum Leute, die nichts anderes wussten, als all das zu bezahlen.

Aber auch der Kö nig wusste nichts anderes, als so zu leben, und wie man auch lebt, ob in Saus und Braus oder Armut, ob in Madrid, Barcelona oder irgendwo, am Ende ist es doch tä glich dasselbe, und man langweilt sich. So stellen sich die Leute, die irgendwo wohnen, Barcelona schö n vor, und die Leute von Barcelona mö chten nach irgendwo reisen.

Die Armen stellen es sich schö n vor, wie der Kö nig zu leben, und leiden darunter, dass der Kö nig glaubt, arm sein sei fü r die Armen das richtige.

 

Am Morgen steht der Kö nig auf, am Abend geht der Kö nig ins Bett, und tagsü ber (в течение дня) langweilt er sich mit seinen Sorgen (скучает со своими заботами), mit seinen Dienern, seinem Gold, Silber, Samt, seiner Seide, langweilt sich mit seinen Kerzen (свечами).

Sein Bett ist prunkvoll (роскошна), aber man kann darin (в ней) auch nicht viel anderes tun als schlafen.

Die Diener machen am Morgen tiefe Verbeugungen (низкие поклоны), jeden Morgen gleich tief (одинаково низко), der Kö nig ist daran gewö hnt (к этому привык) und schaut nicht einmal hin (даже не смотрит). Jemand (кто-то) gibt ihm die Gabel (вилку), jemand gibt ihm das Messer (нож), jemand schiebt ihm den Stuhl zu (придвигает ему стул), und die Leute, die mit ihm sprechen, sagen Majestä t (величество) und sehr viele schö ne Worte dazu und sonst nichts (больше ничего).

Nie sagt jemand zu ihm: «Du Trottel (дурак, идиот, глупец), du Schafskopf (болван)», und alles, was sie ihm heute sagen, haben sie ihm gestern schon gesagt.

So ist das.

 

Am Morgen steht der Kö nig auf, am Abend geht der Kö nig ins Bett, und tagsü ber langweilt er sich mit seinen Sorgen, mit seinen Dienern, seinem Gold, Silber, Samt, seiner Seide, langweilt sich mit seinen Kerzen.


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