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Homo Faber 11 ñòðàíèöà






 

— — —

 

Ich sah das Frü hstü ck, das Hanna gerichtet hatte, und ihren Zettel: Komme bald, Hanna. Ich wartete. Ich fü hlte mich sehr unrasiert und durchstö berte das ganze Badezimmer nach einer Klinge; nichts als Flä schlein, Dosen voll Puder, Lippenstift, Tuben, Nagellack, Spangen — im Spiegel sah ich mein Hemd: scheuß licher als gestern, die Blutflecken etwas blasser, dafü r verschmiert.

Ich wartete mindestens eine Stunde.

Hanna kam aus dem Hospital.

»Wie geht es ihr? «frage ich.

Hanna sehr merkwü rdig.

»Ich habe gedacht«, sagt sie,»du solltest ausschlafen —«

Spater ohne Ausrede:

»Ich wollte mit Elsbeth allein sein, du brauchst deswegen nicht gekrä nkt zu sein, Walter, ich bin zwanzig Jahre mit dem Kind allein gewesen.«

Meinerseits kein Wort.

»Das ist kein Vorwurf«, sagt sie,»aber das muß t du schon verstehen. Ich wollte allein mit ihr sein. Nur das. Ich wollte sprechen mit ihr.«

Was sie denn gesprochen habe?

»Wirres Zeug! «

»Von mir? «frage ich.

»Nein«, sagt sie,»sie redete von Yale, nur von Yale, von einem jungen Mann namens Hardy, aber lauter wirres Zeug.«

Was Hanna berichtete, gefiel mir nicht: Umspringen des Pulses, gestern schnell, heute langsam, viel zu langsam, dazu ihr gerö tetes Gesicht, wie Hanna sagte, und sehr kleine Pupillen, dazu Atmungsstö rungen.

»Ich will sie sehen! «sage ich.

Hanna fand, zuerst ein Hemd kaufen —

Soweit war ich einverstanden.

Hanna am Telefon —

»Es ist in Ordnung! «sagt sie.»Ich bekomme den Wagen vom Institut — damit wir nach Korinth fahren kö nnen, weiß t du, um ihre Sachen zu holen, auch deine Sachen, deine Schuhe und deine Jacke.«

Hanna wie ein Manager.

»Es ist in Ordnung«, sagt sie,»das Taxi ist bestellt —«

Hanna immer hin und her, ein Gesprä ch nicht mö glich, Hanna leerte die Aschenbecher, dann ließ sie die Sonnenstores herunter.

»Hanna«, frage ich,»warum siehst du mich nicht an? «

Sie wuß te es nicht, mag sein, aber es war so, Hanna blickte mich an diesem Morgen ü berhaupt nicht an. Was konnte ich dafü r, daß alles so gekommen war! Es stimmt: Hanna machte ja keine Vorwü rfe, keine Anklagen, sie leerte nur die Aschenbecher vom Abend vorher.

Ich hielt es nicht mehr aus.

»Du«, frage ich,»kö nnen wir nicht sprechen? «

Ich packte sie an den Schultern.

»Du«, sage ich,»sieh mich an! «

Ihre Figur — ich erschrak, als ich sie hielt — ist zarter, kleiner als die Tochter, zierlicher, ich weiß nicht, ob Hanna kleiner geworden ist; ihre Augen sind schö ner geworden, ich wollte, daß sie mich ansehen.

»Walter«, sagt sie,»du tust mir weh.«

Was ich redete, war Unsinn, ich sah es an ihrem Gesicht, daß ich Unsinn rede, nur weil Schweigen, fand ich, noch unmö glicher ist; ich hielt ihren Kopf zwischen meinen Hä nden. Was ich wolle? Ich dachte nicht daran, Hanna zu kü ssen. Warum wehrte sie sich? Ich habe keine Ahnung, was ich sagte. Ich sah nur: ihre Augen, die entsetzt sind, ihre grauen und weiß en Haare, ihre Stirn, ihre Nase, alles zierlich, nobel (oder wie man's nennen soll) und fraulich, nobler als bei ihrer Tochter, ihre Eidechsenhaut unter dem Kinn, die Krä henfü ß e an den Schlä fen, ihre Augen, die nicht mü de, nur entsetzt sind, schö ner als frü her.

»Walter«, sagt sie,»du bist fü rchterlich! «

Das sagte sie zweimal.

Ich kü ß te sie.

Hanna starrte mich nur an, bis ich meine Hä nde wegnahm, sie schwieg und ordnete nicht einmal ihr Haar, sie schwieg — sie verfluchte mich.

Dann das Taxi.

Wir fuhren in die City, um ein frisches Hemd zu kaufen, das heiß t, Hanna kaufte es, ich hatte ja kein Geld und wartete im Taxi, um mich in meinem alten Hemd nicht zeigen zu mü ssen — Hanna war rü hrend: sie kommt nach einer Weile sogar zurü ck, um die Nummer meiner Grö ß e zu fragen! — dann ins Institut, wo Hanna, wie vereinbart, den Wagen des Institutes bekam, einen Opel, und dann hinaus ans Meer, um die Kleider von Elsbeth zu holen und meine Brieftasche, beziehungsweise meine Jacke (wegen Paß vor allem) und meine Kamera.

Hanna am Steuer —

In Daphni, also kurz nach Athen, gibt es einen Hain, wo ich mein Hemd hä tte wechseln kö nnen, schien mir; Hanna schü ttelte den Kopf und fuhr weiter, ich ö ffnete das Paket.

Wovon sollte man sprechen!

Ich redete ü ber die griechische Wirtschaftslage, ich sah vor Eleusis die groß e Baustelle Greek Government Oil Refinery, alles an deutsche Firmen vergeben, was Hanna jetzt (und auch sonst) nicht interessiert; aber unser Schweigen war auch unerträ glich. Nur einmal fragte sie:

»Du weiß t nicht, wie die Ortschaft heiß t? «

»Nein.«

»Theodohori? «

Ich wuß te es nicht, wir waren mit Bus von Korinth gekommen und irgendwo ausgestiegen, wo das Meer uns gefiel, sechsundsiebzig Kilometer vor Athen, das wuß te ich; ich erinnerte mich an die Tafel in einer Eukalyptus-Allee.

Hanna, am Steuer, schwieg.

Ich wartete auf eine Gelegenheit, um das frische Hemd anziehen zu kö nnen; ich wollte es nicht im Wagen tun — Fahrt durch Eleusis.

Fahrt durch Megara.

Ich redete ü ber meine Uhr, die ich dem Lastwagenfahrer vermacht hatte, und ü ber die Zeit ganz allgemein; ü ber Uhren, die imstande wä ren, die Zeit rü ckwä rts laufen zu lassen —

»Stop! «sagte ich.»Hier ist es —«

Hanna stoppte.

»Hier? «fragte sie.

Ich wollte nur zeigen: — die Bö schung, wo ich sie niederlegen muß, bis der Lastwagen mit den Eisenrö hren kommt. Eine Bö schung wie irgendeine andere, Fels mit Disteln, dazwischen roter Mohn, dann die schnurgerade Straß e, wo ich sie im Laufschritt zu tragen versuchte, schwarz, Teer mit Kies, dann der Ziehbrunnen mit dem Ö lbaum, die steinigen Ä cker, die weiß en Hü tten mit Wellblech —

Es war wieder Mittag.

»Bitte«, bat ich,»fahre langsamer! «

Was eine Ewigkeit ist, wenn man barfuß geht, mit dem Opel waren es kaum zwei Minuten. Sonst alles wie gestern. Nur der Kieskarren mit Esel stand nicht mehr bei der Zisterne. Hanna glaubte mir aufs Wort; ich weiß nicht, warum ich ihr alles zeigen wollte. Die Stelle, wo der Karren heraufkommt mit seinem tropfenden Kies, war ohne weiteres wieder zu finden, man sah die Rä derspur, Eseltritte.

Ich dachte, Hanna wü rde im Wagen warten.

Aber Hanna stieg aus, dann zu Fuß auf der heiß en Teerstraß e, Hanna folgte mir, ich suchte die Pinie, dann hinunter durch Ginster irgendwo, ich begriff nicht, warum Hanna nicht im Wagen warten wollte.

»Walter«, sagte sie,»dort ist eine Spur! «

Wir waren aber, fand ich, nicht hierher gefahren, um allfä llige Blutspuren, sondern um meine Brieftasche zu finden, meine Jacke, meinen Paß, meine eignen Schuhe —

Alles lag unberü hrt.

Hanna bat um eine Zigarette —

Alles wie gestern!

Nur vierundzwanzig Stunden spä ter: derselbe Sand, dieselbe Brandung, schwach, nur so ein Auslaufen kleiner Wellen, die sich kaum ü berschlagen, dieselbe Sonne, derselbe Wind im Ginster — nur daß es nicht Sabeth ist, die neben mir steht, sondern Hanna, ihre Mutter.

»Hier habt ihr gebadet? «

»Ja«, sage ich —

»Schö n hier! «sagt sie.


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