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Yildiz erinnert sich daran, wie sie Ben kennen gelernt hat






Auf dem Heimweg waren sie plö tzlich wieder da. Yildiz bog gerade in die Kaiserstrasse ein, da sah sie die drei Glatzkö pfe am Kiosk stehen. Ihre Beine begannen zu zit-tern. Aber weglaufen konnte sie nicht mehr. Sie versuchte, so ruhig wie nur mö glich vorbeizugehen. Aber die drei batten sie sofort bemerkt. „He! Wen haben wir denn da? " Einer von ihnen war schon alter, neunzehn oder zwanzig vielleicht. Die beiden anderen waren hochstens sechzehn. Alle drei trugen schwere genagelte Schnű rstiefel und schwarze Lederjacken. Die Kö pfe waren bis auf eine klei-ne Stelle ű ber der Stirn kahl geschoren. Der Ä ltere trug einen grossen Ohrring und hatte am Handgelenk eine Tatowierung.

Eine Bierdose knallte vor ihre Fű sse. Yildiz ging weiter, ohne darauf zu reagieren.

„Die Knoblauchfresser haben immer noch nicht gelernt, dass bei uns Ordnung herrscht. Wollen wir der mal deut-sche Manieren beibringen? "

Das ist kein Zufall, dachte Yildiz entsetzt. Das sind die Typen mit den Steinen. Die wollen mich fertig machen. Mich!

Sie fing an zu rennen. Hinter ihr schrie einer der Glatzkö pfe: „Lasst sie laufen, die kriegen wir noch. Keine Panik, Manner! " Yildiz rannte davon, so schnell sie konnte. Warum lassen die mich nicht in Ruhe?, dachte sie. Was wollen die von mir? Und dann: Warum sehen die Leute einfach weg und kű mmern sich nicht darum, dass die Typen mich belä stigen? Keuchend lief sie allmahhch wieder langsamer. Ihr bheb fast das Herz stehen, als plö tzlich jemand ihren Arm packte und sie festhielt. „Warum rennst du denn so, Yili? Ich hab dich ein paarmal gerufen, aber du hast ű berhaupt nicht reagiert."

Es war Markus, der lachend vom Rad sprang. Yildiz fiel ihm vor Freude urn den Hals. Ihre Beine zitterten immer noch. „Sorry, ich hab dich nicht gehö rt, Mark." „Was ist denn heute los mit dir? "

Markus legte seinen Arm um ihre Taille. Sie spurte seine Wä rme und wunschte sich plö tzlich, mit ihm allein zu sein und ihm alles erzä hlen zu kö nnen. Aber sie hatte Angst, im nachsten Augenblick konnten die Glatzkö pfe auftauchen und sie wieder belä stigen. „Komm weg hier!, sagte sie zu Markus. Sie konnte ihre Angst immer noch nicht loswerden. Sah man ihr an, dass sie AUSLÄ NDERin war, Tű rkin?

„Das ist heute nicht dein Tag, was? " Markus dachte sicher an die Mathestunde, in der sie total versagt hatte. „Hast du Probleme? " „Nicht wegen der Schule", antwortete sie. „Zu Hause. Sie haben meinem Vater die Reifen vom Lieferwagen durchstochen und auf den Roll-Laden geschmiert: TŰ RKEN RAUS: Meine Mutter hat Angst und mein Vater wird immer schweigsamer."

„Diese verdammten Faschos! " Markus krallte seine Hand um den Lenker des Fahrrades. „Die werden immer bru-taler. Aber das geht nicht gegen euch personlich, Yili. Be-stimmt nicht. Komm, ich bring dich nach Hause." Yildiz schob seinen Arm beiseite. Er versteht mich auch nicht, dachte sie. Er will mich einfach beruhigen. „Mir passiert schon nichts", sagte sie. „Ausserdem hast du heute Judo."

Markus brachte sie wenigstens noch bis zur Kreuzung. „Na gut. Tschű s, Yili. Aber ruf mich an, wenn was ist." Sie sah ihm hinterher, als er sich mit seinem Fahrrad zwischen den Autofahrern nach vorn schlä ngelte.

Und plö tzlich ennnert sie sich daran, wie Markus sie das erste Mai mit zu sich nach Hause genommen hat. Sie glaubten, allein in der Wohnung zu sein. Gerade als Markus sie im Arm halt und kű ssen will, steht plö tzlich sein Bruder Ben vor ihnen. Erstaunt stellt Yddiz fest, wie verschieden die beiden Brű der sind. Ben verhä lt sich sehr selbstbewusst und ist korrekt mit Anzug und Krawatte gekleidet. Sein Haar ist sorgfaltig frisiert. Markus ist das ganze Gegenteil: Jeans, Turnschuhe, blonder Wuschel-kopf.

„Wen haben wir denn da? Ist das etwa die Freundin mei-nes kleinen Brű derchens? ", fragt Ben spottisch. „Ja. Aber hau jetzt ab! " Markus reagiert kalt und abwei-send. „He, nicht so schnell, Kleiner. Ich muss doch wissen, mit wem du dich rumtreibst! "

Markus versucht, Ben aus dem Zimmer zu drangen, aber der schiebt ihn einfach beiseite. Dann mustert er Yildiz von oben bis unten. „Ganz koscher siehst du aber nicht aus, Mä dchen", sagt er. Yildiz versteht nicht, was er damit meint. Da nimmt er einfach ihre Hand und zieht sie hinter sich her. „Komm, ich werde dir mal was zeigen, damit Klarheit in dein hű bsches Kö pfchen kommt." Markus versucht vergeblich, Yildiz festzuhalten. Ben stellt Yildiz vor eine Tű r im Flur. „Mach die Augen zu! ", befiehlt er. Dann ö ffnet er die Tű r und schiebt sie ins Zimmer. „Jetzt - mach die Augen wieder auf! "

Das Erste, was sie sieht, ist ein grosses Metallbett. Die Decke und das Kopfkissen liegen so glatt, dass nirgends eine Falte ist. Ű ber dem Bett hä ngt ein Bucherregal. Die Bű cher sind der Grö sse nach geordnet. Darunter sind an der Wand drei Bilder, ein Dolch und mehrere Orden angebracht. Und plö tzlich sieht Yildiz neben dem Schrank die Fahne. Eine grosse seidene Fahne mit dem Haken-kreuz. Ihr Blick irrt zurű ck. Mit einem Mal erkennt sie auf dem einen der Bilder den Kopf: Schnauzbart, Haare in die Stirn - das ist Hitler! Ben drű ckt auf eine Taste seines Recorders. Laute Musik drohnt aus den Boxen: „... Juden in die Lager, Tű rken in den Wald, Russen an die Wä nde, macht sie alle kalt..."

Da wird es Yildiz schwarz vor den Augen. In ihrem Kopf dreht sich alles.

„Komm raus hier!, sagt Markus mit heiserer Stimme. Hinter ihr lacht Ben laut los.

Markus schiebt sie in sein Zimmer und drű ckt sie in einen Sessel. Nebenan geht der Recorder aus. Eine Tű r knallt ins Schloss. Dann wird der Schlű ssel zweimal umgedreht und abgezogen.

Erschrocken fahrt Yildiz hoch, als Ben plö tzlich wieder in der Tű r steht. Sie sieht sein verzerrtes Lä cheln, seine kalten Augen. „So, ihr beiden - ich hoffe, ihr habt meine kleine Lektion kapiert. Und fű r die Zukunft wű nsche ich, dass diese Wohnung tű rkenfrei bleibt. Verstanden? "

Sekunden spä ter ist der Spuk vorbei. Yildiz presst dieHande vors Gesicht und weint laut. Markus drű ckt seinen Kopf an ihre Schulter und stammelt: „Entschuldige, Yih, bitte, das habe ich nicht gewollt. Ich hasse ihn, dafű r bringe ich ihn um. Ich schwö re es dir, Yih..."

Das alles hatte ich schon wieder vergessen, dachte Yildiz, als sie zu Hause ankam. Ich wollte es wohl verdrangen, weil ich gemerkt habe, wie klein und hilflos Markus inseiner Wut war.

 

 


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