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Skins űberfallen den Laden und Murat schwört Rache






Mutter hatte Kundschaft mi Laden. Sie sprach mit zwei Frauen tű rkisch. Sie redeten ű ber Alltagsprobleme, Kochen, Kleidung, Arbeit. Yildiz verstand nicht alles, aber es interessierte sie auch nicht besonders. Sie stellte ihre Schulsachen im Bű ro ab und hö rte, wie sich die Frauen verabschiedeten. Sie wollte gerade ihre Hefte und Bű cher auspacken, da hö rte sie, wie eine Obstkiste auf den Boden knallte. Sie erkannte die Stimmen sofort.

„Wie sieht's denn hier aus? Mű sste mal aufgerä umt werden, meint ihr nicht? " Wieder polterten Kisten. Yildiz rannte in den Laden. Es waren die Skins. Einer kickte mit dem Stiefel Tomaten gegen die Regale. Der Zweite warf Dosen in die Luft und lachte jedes Mal, wenn sie laut auf den Boden aufschlugen. Der dritte Skin biss in einen Apfel, spuckte das abgebissene Stű ck auf den Boden und warf den Apfel an die Wand. „Tű rkenä pfel kannste einfach nicht essen! " Die drei warfen Obst und Lebensmittel auf den Boden und amusierten sich darű ber, wie Fatma Toluk vor Schreck kemen Ton herausbrachte. Yildiz schne: „Hö rt auf! Aufhö ren! "

Erst jetzt wurden die Skins auf sie aufmerksam. „Wen haben wir denn da! ", lachte der grö sste von den dreien. Er zog sie brutal an sich heran. Yildiz wehrte sich und schlug mit den Fä usten auf ihn ein. Er stief? sie weg in Richtung des Zweiten, der gab ihr einen Stoss und sie taumelte dem Dritten in die Arme. Der griff ihr brutal in die Haare und zog sie im Kreis herum. Yildiz schrie vor Schmerzt laut auf. Die drei lachten schallend. Sie konnte den Kopf drehen, hatte plö tzlich das Handgelenk des Jungen vor sich und biss zu. Sofort liess er ihr Haar los. Yildiz rannte hin-ter die Ladentheke. „Mama, ich rufe die Polizei! " Einer sprang auf den Ladentisch: „Hier geblieben! " „Spinnst du? Wir hauen ab! "; rief der Grosse. „Los, los! Weg hier! " Plö tzlich war es still. Yildiz rannte zur Turund schloss den Laden ab. Wortlos stellte sie die Kisten wieder an lhren Platz und sammelte das Obst, das ganz geblieben war, wieder in die Kisten. Die zerplatzten To-maten und Fruchte warf sie in einen Eimer. Ihre Mutter stand mit blassem Gesicht dabei. Sie war nicht imstande, etwas zu tun.

„Ich habe Angst, Yili", flű sterte sie. „Angst, Angst, Angst. Was sollen wir tun? " Fatma Toluk setzte sich auf die Treppenstufen. Ein Hustenanfall nahm ihr fast die Luft. „Mama, ich weiss es nicht." Yildiz hatte jetzt vor allem Angst um die Mutter. Sie rannte schnell nach dem Asthr maspray, das ihrer Mutter das Atmen erleichtern sollte. Fatma Toluk legte die Hand um ihren Hals und keuchte. „Warum? Warum? "

Yildiz legte ihren Arm um die Mutter. „Sie sind weg, Mama. Komm, sei wieder ruhig. Ich bnnge dich nach oben und du ruhst dich aus.

Als Fatma auf ihrem Bett lag, lieft der Anfall allmahlich nach. Sie war aber total erschopft. „Was wird Vater sagen? Und Murat? "

Yildiz war froh, dass es ihrer Mutter etwas besser ging. „Vater ist nicht da und Murat muss nicht erfahren, was passiert ist", sagte sie. „Du bleibst jetzt hier liegen und ich bringe den Laden wieder in Ordnung. Reg dich nicht so auf, Mama. Das waren nur ein paar verruckte Chaoten." Fatma Toluk drehte den Kopf zur Seite. Yildiz sah, dass (sie weinte. Sie ging aus dem Schlafzimmer ihrer Eltern, ' weil sie nicht wusste, wie sie ihre Mutter trosten sollte. Naturhch meinen die uns, dachte sie. Aber sollte sie das der Mutter sagen und sie noch mehr angstigen? Sie hatte beim Aufrä umen des Ladens nicht auf die Zeit geachtet. Jetzt erschrak sie, als es laut an die Schau-fensterscheibe klopfte. Murat stand draussen. Sie ö ffnete ihm.

„Warum habt ihr denn den Laden zugemacht? ", fragte er. Da fiel sein Blick auf die zerbrochene Vitrinenscheibe und die Eimer mit dem Obst und Gemű se. „Was ist hier passiert?, schne er. „Wer war das? "

Bevor Yildiz etwas sagen konnte, kam ihre Mutter in den Laden. Sie hatte verweinte Augen und rote Flecken im Gesicht. „Nichts ist, Murat", sagte sie schnell. „Gar nichts." Murat kniff die Augen zusammen. „Ich will wissen, was passiert ist. Ich will die Wahrheit! "

Die Mutter sank auf die Stufen zum Buro und schlug die Hande vors Gesicht. Yildiz stand zwischen dem Bruder und der Mutter und wusste nicht weiter. Und Murat wur-de immer wutender, immer lauter. Er packte seine Schwes-ter an den Schultern. „Red schon, Yil! " Yildiz schű ttelte lhn von sich ab und schrie zurű ck: „Guck dich doch um, dann weifk du, was los war! "

Murats Gesicht wurde zornrot. „Die Skins! Es waren die Skins, stimmt's? " Yildiz nickte. „Soil ich die Pohzei ru-fen? ", fragte sie hilflos. „Die Polizei? " Murat lachte hoh-nisch. „Das regie ich anders! " Er lief aufgeregt im Ge-schaft hin und her. „Hast du sie erkannt? " Erst jetzt fiel Yildiz ein, was sie so erschreckt hatte. Die Kerle hatten Brillen auf. Grosse dunkle Brillen. Sie hatte ihnen nicht in die Augen sehen kö nnen. „Was fű r Brillen? ", dra'ngte Murat.

„Ich weiss es nicht mehr. Es ging alles so schnell. Ich kann mich mcht mehr an ihre Gesichter ennnern." „Na gut", stiess Murat zwischen den Zahnen hervor. „Ich weiss schon, wo ich suchen muss. Diese Schweine, die werden was erleben! " Plö tzlich stand die Mutter auf. „Nein! Du bist so voller Hass, Murat. Wer weiss, was dann noch alles passiert."

Auch Yildiz versuchte, ihren Bruder zurű ckzuhalten. Sie kannte seine Reaktionen und sie wusste auch, wie aggres-siv seine Freunde sein konnten. „Lass das sein, Murat", sagte sie. „Ihr wisst ja gar nicht, ob ihr die Richtigen er-wischt." Murat sagte verachtlich: „Typisch Weiber! Hier geht's um mehr, auch um unsere Ehre als Tű rken. Wir finden die

Glatzcn. Da kannst du sicher scin, Yil."

Spä ter lag Yildiz lange lm Dunkeln und wartete auf Murat. Es war weit nach Mitternacht, als sie endlich seine Schritte auf der Treppe hone. Sie stand auf und ging leise in sein Zimmer. „Was war? ", fragte sie. „Erzä hle! "

Murat drehte lhr den Rű cken zu. „Was soil gewesen sein? Sie werden es nicht noch mal probieren."

„Wo habt ihr sie getroffen? Hat es eine Schlagerei gegeben? War die Polizei da? "

„Du fragst zu viel, Yil."

„Du weilk also nicht mal, ob es die Richtigen waren? "

„Es waren Skins, Glatzen! Jetzt haben wir klare Verhaltnisse. Tű rke ist Tű rke - und Glatze ist Glatze. So ist das.

Und jetzt hau endlich ab."

 


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