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Yildiz hört jetzt ofter tűrkische Musik und die drei Skins gestehen die Tat






Zum Ende des Schuljahres hatte Yildiz das nachgeholt, was sie durch ihre Reise in die Tű rkei versaumt hatte. Jutta Merkel ű berzeugte Yildiz vor allem davon, sich inten-siver um ihre tű rkischen Sprachkenntnisse zu kű mmern. „Du hast doch bestimmt tű rkische Bű cher, Bildbande. Bring sie doch mal mit."

Yildiz fű hlte sich dadurch motiviert. Ihr fiel es nicht besonders schwer, sich tű rkische Vokabeln und Sä tze zu merken, weil sie vieles schon konnte. Oft legte sie jetzt auch Kassetten mit tű rkischer Musik in ihren Recorder. Sie dachte: Wenn ich dort in die Schule gehe, will ich wissen, was da lä uft. Ich hab keine Ahnung, fű r welche Popstars sie schwarmen und was sonst gerade in ist. Ulrike versuch-te nun ebenfalls, etwas Tű rkisch zu lernen. „Fű r einen Ur-laub reicht es. Ich werde dann vor eurem Haus stehen und fragen, ob ein Zimmer frei ist. Was heifk das auf Tű rkisch? " Bo$ odaniz var mir, heisst das. Aber ich werde die deut-sche Sprache me verlernen", sagte Yildiz und lachte. Wie lange wird es dauern, bis ich Tű rkisch denke und Trä ume? Wann werde ich meine Gedanken nicht mehr in die Stadt schicken, in der ich geboren worden bin? Sie werden mich immer fragen: „Sind Sie im Ausland geboren? Wo liegt diese Stadt? " Und ich werde sagen: „In Deutschland, in der Nahe von Frankfű rt." Niemand wird wissen, dass diese Stadt zwischen zwei Gebirgen liegt und der Fluss fű nfzig Kilometer weiter in den Rhein fliesst. Sie kennen auch nicht den Dom, den jeder sehen kann, der auf der Autobahn von Frankfurt nach Koln fahrt. Und sie werden mich ausfragen ű ber die Menschen, die dort leben, die Deutschen eben. Und was die AUSLÄ NDER machen, vor allem die Tű rken. Denn viele, die mich fragen, werden dort hinwollen, nach Deutschland.

Ihr Prozess gegen die Skinheads war Anfang Juli. Der Ter-min war deshalb so frű h, damit die Ergebnisse in der Verhandlung gegen Murat Toluk verwendet werden konnten. Drei der Tater standen vor Gericht, gegen einen konnte nicht verhandelt werden, weil er geflohen war.

Als Yildiz aufgerufen wurde, um lhre Aussagen vor dem Gericht zu wiederholen, wurde die Ö ffentlichkeit ausgeschlossen. Gleich werde ich in lhre Gesichter sehen, dach-te Yildiz. Ihr wurde ű bel und sie hatte das Gefű hl, ihre Beine konnten sie nicht durch den Saal bis zu dem Stuhl tragen, auf den sie sich als Zeugin setzen musste. Nimm dich zusammen, Yih! Du musst das durchstehen. In der ersten Reihe der leeren Zuschauerbanke sass Christine Neubert. Sie nickte ihr beruhigend zu. Auf die Fragen des Richters zu ihrer Person antwortete Yildiz mit leiser Stimme. „Erkennen Sie einen der Angeklagten wieder? "

Vor diesem Augenblick hatte sich Yildiz am meisten gefű rchtet. Sie schaute die drei Jungen auf der Anklagebank an. Die blickten an ihr vorbei. Yildiz dachte: Niemand wurde ihnen zutrauen, was sie getan haben. Die meisten wű rden sagen: Junge Leute wie andere auch. Bisschen verruckt mit ihren Glatzen. Aber Kriminelle? Yildiz versuchte in den Gesichtern zu lesen. Aber das war wie eine Wand, hinter die sie nicht schauen konnte. Masken.

„Nein", sagte sie. „Ich erkenne keinen wieder. Sie haben alle Masken getragen."

Der Richter machte sich Notizen.

„Die Angeklagten haben die Tat gestanden, Zeugin Toluk. Aber wir mű ssen auch Sie dazu befragen. Bitte, schildern Sie, was an dem Tag passiert ist."

Yildiz begann stockend und leise. Manchmal war sie nahe daran zu weinen. Als sie zu den Angeklagten hinű bersah, erschrak sie ű ber ihre kalten, gelangweilten Gesichter.

Masken, dachte sie, und hinter den Masken nochmals Masken. Ich werde sie ihnen herunterreissen. Ich werde mich an alles ennnern: an das Klebeband an meinen Han-den und auf meinem Mund, an das Messer, die Pistole, an ihre Musik, ihre Worte. Als sie alles gesagte hatte, sah sie nochmals zu den Jungen hinű ber. Aber an ihrem Gesichts-ausdruck hatte sich nichts geandert.

Sie atmete erleichtert auf, als sie wieder gehen konnte. Christine Neubert begleitete sie nach draussen. „Soil ich bei Ihnen bleiben? " „Nein, es geht schon. Danke fű r alles. Vor allem dafű r, dass Sie mir geglaubt haben. Aber was wird jetzt aus denen? "

„Sie kommen ins Gefangnis. Aber ob sie dadurch anders werden, weiss man nicht. Werden Sie abgeholt? " „Ja, meine Eltern warten auf mich. Und was wird aus meinem Bruder? "

„Er wird auch sein Urteil bekommen, Yildiz. Da ist ein Mensch gestorben. Aber das, was heute gesagt worden ist, werden die Richter berű cksichtigen." „Er wollte bestimmt keinen tö ten", sagte Yildiz. „Er wollte einfach zeigen, dass er keine Angst vor ihnen hat. Dass niemand Angst haben muss. Kö nnen Sie das nicht verste-hen? "

Christine Neubert sagte ernst: „Und wenn das alle so machen wű rden? Man kann auch anders beweisen, dass man keine Angst hat. Mit Fä usten und Messern sind vielleicht frű her Probleme gelö st worden. Aber jetzt? " „Fragen die Skins danach? " Yildiz verabschiedete sich von der Kriminalbeamtin. „Wenn alle so waren wie Sie, Frau Neubert."

 


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