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Serdal Toluk muss ins Krankenhaus und Yildiz erfahrt, dass sie noch länger bei Mark bleiben kann
Einige Tage spä ter wurde das Urteil gegen Murat verkű ndet. Drei Jahre und sechs Monate Gefangnis. Ohne Bewahrung. Serdal Toluk hö rte mit versteinertem Gesicht zu. Er verliess den Gerichtssaal, ohne noch einen Blick auf seinen Sohn zu werfen. Yildiz und ihre Mutter konnten ein paar Worte mit Murat sprechen. Als sie wenig spä ter auf den Flur kamen, sass Serdal zusammengekrummt auf einer Bank. Er rang nach Luft und presste die Hand auf die linke Brustseite. „Schnell! Einen Arzt! ", rief jemand. Yildiz rannte in eines der Zimmer und stammelte: „Wir brauchen einen Arzt. Bitte! Mein Vater hat einen Herzanfall! " Kurz darauf war der Notarzt da. „Wahrscheinlich ein Infarkt", sagte er kurz. Fatma fuhr 1m Notarztwagen mit ins Krankenhaus. Yildiz stand plö tzlich ganz allein da. Sie ging nach Hause und verkroch sich in ihrem Zimmer. Papa darf nicht sterben!, dachte sie immer wieder. Was wird denn dann aus uns, wenn er stirbt? Ich hab lhn doch lieb. Sie heulte ihre Angst in das Kissen und wusste nicht mehr, wie lange sie so auf ihrem Bett gelegen hatte, als Birhan die Hand auf ihren Kopf legte. „Was ist passiert, Yili? " „Mein Vater! Sie haben ihn ins Krankenhaus gebracht. Ich habe so schreckliche Angst um ihn." „Geh ins Krankenhaus", sagte Birhan. „Du musst bei deiner Mutter sein. Und bei deinem Vater." Yildiz nickte. Ein paar Minuten spä ter war sie auf dem Weg dorthin. Immer wieder betete sie: Gott oder Allah! Ich weiss nicht, welchen Namen ich dir geben soil. Lass alles gut werden. Lass meinen Vater nicht sterben! An der Pforte des Krankenhauses schickte man sie in die Herzchirurgie. Don fand sie 1m Warteraum ihre Mutter. „Sie haben Vater auf die Intensivstation gebracht. Ich darf ihn nachher kurz sehen. Warum hat er nur immer alles in sich reingefressen? Mit allem wollte er allein fertig werden. Da muss ja ein Herz kaputtgehen! " Yildiz erinnerte sich an den Streit, den ihr Vater mit Musa gehabt hatte. Wenigstens einmal hatte er sich fű r seine Familie durchgesetzt. Aber das hat ihn wohl zu viel Kraft gekostet. Und nun sieht er, dass sein Lebenswerk zerstort ist. Ist das nicht Grund genug, zusammenzubrechen? Sie wű nschte in diesem Augenblick nur, dass Vater seinen Traum vom eigenen Haus mit der Wiese voller Apfelbau-me erleben wurde. Er darf nicht sterben! Er ist doch nicht schuld daran, dass alles so gekommen ist. Er wollte doch immer nur das Beste. Und sicher hat er Recht, wenn er uns zurű ckbringen will. Fű r ihn ist die Tű rkei immer seine Heimat gewesen. Soil er jetzt hier sterben? „Es geht im besser", sagte der Arzt. „Aber er braucht viel Ruhe. Sie kö nnen fű r ein paar Minuten zu ihm. Wirklich nur kurz." Serdal Toluk versuchte zu lä cheln, als Yildiz und ihre Mutter ins Zimmer kamen. Er war an viele Gerate ange-schlossen. Yildiz streichelte seine Hand. „Was ist mit Murat? ", fragte Serdal. Fatma kű sste ihn auf die Stirn. „Er ist vielleicht bald wieder bei uns. Dr. Schindler wird Berufung gegen das Urteil einlegen." Yildiz lä chelte ihrem Vater zu. „Werde schnell gesund, Papa." Dann beugte sie sich zu ihm hinunter und gab ihm auch einen Kuss. Dr. Schindler hatte keine Berufung gegen das Urteil ein-gelegt. Murat wollte das so. „Ich will das hinter mir haben und nicht immer auf etwas warten. Die Chance, dass sich an der Strafe etwas andert, ist sowieso gleich Null." Bei den Besuchen im Krankenhaus wechselten sich Yildiz und ihre Mutter ab. Seit Serdal Toluk nicht mehr auf der Intensivstation lag, war er ungeduldig und wollte schnell nach Hause. Die Arzte lehnten es ab. Zusammen mit Yildiz entwickelte Fatma einen Plan, der ihn beschä ftigen und ablenken sollte. „Ufuk wird dafű r sorgen, dass der Bau nachstes Jahr fer-tig wird. Ich habe mit ihm telefoniert. Aber ich muss mich auch selbst noch um einiges kű mmern. Bevor Vater nicht wieder gesund ist, kö nnen wir sowieso nicht zurű ckgehen. Sonst wird das alles zu viel fű r ihn." Yildiz wusste nicht, ob sie sich darű ber freuen sollte oder nicht. „Das bedeutet, dass ich im September wieder in meine Schule gehe? " „Entweder das oder du wohnst bei Grossmutter und besuchst die Schule in Amasya, fű r die wir dich schon angemeldet haben. Du kannst das selbst entscheiden, Yili." Yildiz wollte lieber hier bleiben. Es war fű r sie keine schwere Entscheidung. „Ich kann in dieser Zeit meine Sprachkenntnisse hier noch verbessern", sagte sie. „Es ist gut, wenn ich noch hier bleibe." Das war jedoch nicht der eigentliche Grand. Das Wichtigste war fű r sie: Mark und ich haben noch Zeit fű reinander. Sie lief noch am gleichen Nachmittag, an dem sie mit ihrer Mutter darű ber gesprochen hatte, zu Markus. Sie wollte seine Freude darű ber sehen, dass sie noch bleiben konnte, das Leuchten in seinen Augen. „Du bleibst hier? Du bleibst noch hier? ", fragte er immer wieder. Zum ersten Mai nach lä nger Zeit erlebten sie wieder einen heiteren Nachmittag. Sie hö rten ihre Lieblings-CDs, kű ssten sich, machten Plä ne. „Und wer weiss, was bis nachstes Jahr ist, Yili."
Yildiz lehnte sich an seine Schulter und dachte: Ja, wer weiss.Ihre Mutter dagegen war sehr aktiv. Als es Serdal wieder besser ging, buchte sie einen Flug in die Tű rkei. „Kommst du ein paar Tage ohne mich zurecht, Yili? " „Klar, Mama. Ich habe nicht mal Zeit, dich zu vermissen. Was ich alles machen soil! " Bleib, solange du bleiben musst. Ich werde Papa jeden Tag besuchen und du kannst mich ja abends anrufen." Es war der letzte Tag vor dem Ende der Sommerferien. Yildiz begleitete ihre Mutter im Zug zum Flughafen nach Frankfurt. Sie war froh, als die Maschine nach Ankara nur noch als kleiner Punkt am Himmel zu sehen war. Sie wollte den Tag in der Grossstadt verbringen, ohne ein be-stimmtes Ziel. Mit der S-Bahn fuhr sie bis zur Stadtmitte und bummelte dann ohne Eile durch die Fussgangerzone. Es war Sonntag und die Geschafte waren geschlossen. Schade, dass Mark jetzt nicht hier ist, dachte sie. Wir konnten Eis essen, Schaufenster anschauen, einfach he-rumbummeln oder in eine Pizzeria gehen. Sie hatte ihn am liebsten angerufen und ihn gefragt, ob er nicht mit dem nachsten Zug kommen wollte. Einen Abend mit Mark hier in der grossen Stadt - das ware wunderbar. Sie be-trachtete sich in einer Schaufensterscheibe. Ja, sie war hű bsch. Zum ersten Mal nach lä nger Zeit akzeptierte sie sich wieder. Sie holte tief Luft. Es tat ihr gut, in dieser Stadt einfach so zu laufen, die Leute zu beobachten. Eine ganze Weile hö rte sie einem Strassenmusikanten zu, um den sich die Leute gestellt hatten. Es war ein Englander und er brachte mit seinen Spassen alle zum Lachen. Yildiz legte zehn Mark in seinen Hut. Als er sie ű berrascht anschaute, lachte sie ihn einfach an. Abends fuhr sie mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof. Dann stieg sie in den Zug, um heimzufahren. Als sie ankam, stand Markus am Bahnhof. „Ich dachte schon, du kommst ű berhaupt nicht mehr", sagte er. „Das ist der drit-te Zug, von dem ich dich abholen wollte..." Yildiz fiel ihm um den Hals. „Ach Mark! Es war herrlich in Frankfurt. Ich wollte dich schon anrufen, damit du hinkommst." „Warum hast du es nicht gemacht? " Markus strahlte, und seine Enttű uschung darű bei:, dass er so lange umsonst auf sie gewartet hatte, war weg. „Na, dann erzä hl mail", sagte er lachend.
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